Das lange Warten auf unsere Matariki war hart, sehr hart.
Aber dann kam der Tag doch und wir fuhren mit dem Auto auf den Wild-Ost-Autobahnen hoch in den Norden. Mit Zwischenstopp diesmal in Leipzig: Eine lebendige, moderne Stadt mit einigen wunderschönen historischen Häusern und Gallerien, sogar die älteste öffentliche Schule Deutschlands, eine Thomasschule gibt es da und – etwas seltsam für einen verbürgten Zweifler, auch eine Thomaskirche.
Ein kleines Gourmetessen zur Einstimmung hat die kulinarische Latte sehr hoch gehoben – Fischbrötchen, wir kommen!
Back again
Am Samstag dann Ankunft in der ancora Marina, das Schiff unverwüstet am Steg – zwischenzeitlich auch gut bewacht von Siggi auf der Belle-Vue und der Sirius-Crew, welche noch Steckdosen ergänzte und den Hand-Staubsauger sauber im Ölzeugschrank befestigen konnte. Das Wetter unglaublich schön und warm – richtig Sommer!
Am Montag und Dienstag je einen halben Tag (Hafen-)Segeltraining mit Richard von Well-Sailing. Ein angenehmer, vielgesegelter, und auch recht gemütlicher Mensch. Wir übten Segelmanöver im Hafen: Box rein, Box raus, Anlegen an der Quaimauer von allen Seiten, Rückwärtsfahren, Plan A, B und C, Absprachen in der Crew usw. Es war lehrreich und spannend, was unser Boot so alles kann und wir alles können sollten!! Es hat uns aber auch Zuversicht gegeben, dass wir das dann auch bei weniger freundlichen Rahmenbedingungen und immer mit genügend Ruhe und Sicherheit hinkriegen.
Besuchsreigen
Am Dienstag kamen Annelies und Culex von ihrem Urlaub aus Dänemark nach Pelzerhaken. Den etwas windlosen Mittwoch nutzen wir für ihre erste Bootsbesichtigung (nachdem sie schon endlos viele Bilder aus der Entstehungsgeschicht anschauen mussten/durften). Danach besuchten wir Lübeck und Culex schwebte im Marzipan– und die Damen im Shopping-Himmel und der Skipper bekam seinen Gin-Sul Tonic an der Hüxstrasse. Am Donnerstag konnten wir dann bei etwas mehr Wind einen kleinen Segeltörn machen und anschliessend gingen die beiden … baden (Luft 20, Wasser 18).
Am Donnerstagabend kamen Karen und Florian, die mit ihrem Ultralight-Fluggerät in etwas mehr als 3 Stunden von Friedrichshafen nach Neustadt flogen. An diesem schönen Donnerstag war wunderbares Flugwetter und es sei alles in der Luft gewesen, was Flügel habe 😉 Nach der Bootstour und sachkundigen Fragen zu Boot und Technik gab’s einen ersten Taufapéro an Bord und wir feierten dann mit ihnen weiter bei einem entspannten Nachtessen im Meyer’s. Leider mussten sie am nächsten Tag schon wieder zurück, sind aber bei weiterhin schönem Wetter nach Zwischenhalten wieder heil in Friedrichshafen gelandet.
Am Freitag trafen dann Bettina, Monica und Felix aus der Schweiz und – mit nicht ganz un-selbstverschuldeter Verspätung 😉 – Andi aus Mainz ein. Nun folgte der zweite Teil der Bootstaufe mit Trinksprüchen. Eine Champagnerflasche wurde auch diesmal nicht am Boot aufgeschlagen, die haben wir lieber selbst getrunken (wie hier gezeigt, ist solches „Flaschenschwingen“ auch nicht immer erfolgreich).
Die ganz grosse Überraschung kam von Annelies und Culex. Sie kamen zur abgemachten Zeit auf dem Steg mit zwei Fahrrädern an den Steg. O.k., sportlich und fitness-bewusst, im Hotel Velos gemietet, super. Nach unserem gut gemeintem Ratschlag, die Fahrräder doch besser oben auf der Pier anzumachen hiess es, nein, dies seien unsere Velos. Boah! Superschöne, marine-taugliche Klappvelos für uns, einfach zum Zusammenlegen und Versorgen in der Backskiste. Nachdem auch die Skipperin es richtig fassen konnte, war die Freude allseits riesig. Bettina steuerte Velo-Taschen zum Einkaufen bei (limetten-grün, wer hätte das gedacht? passt somit leider nur an das Velo von Agnes ;). Angeblich wurde schon Einiges hinten rum diskutiert, wie, wann, was, in Deutschland bestellt, ins Hotel geliefert, im Schrank versteckt etc. etc. Wir haben schon einige Ausflüge damit unternommen und müssen sagen, kein einziges Mal tat uns der Allerwerteste weh. Super!!
Bei Sonnenuntergang, kleinen Häppli, deutschem Sekt und launigen Taufsprüchen haben wir dann auf unsere Matariki angestossen und feucht-fröhlich weitergefeiert beim anschliessendem Nachtessen im Meyer’s.
Am Samstag unternahmen wir noch einen Segeltörn in der Lübecker Bucht bei moderatem Wind und Sonnenschein. Alle waren begeistert vom Boot und haben als gestandene Crewfrau und wenig-bis-gar-nicht Segler/innen am Steuer, beim Wenden und auf den Hecksitzkörben das entspannte und spannende Segeln genossen.
Neben Bootsbesichtigungen, Segeltörns, Apéros und Nachtessen haben wir auch noch weitere Ausflüge unternommen, assen Schollen und Fischbrötchen, tranken Bier im Klüvers und genossen bei schönstem Wetter am Samstagabend ein Flöten-Klavier-Konzert auf dem wunderschönen Gutshof Hasselburg.
In der zweiten Ferienwoche segelten wir wiederum bei schönstem Wetter nach Wismar und legten im Westhafen an, wo wir zweimal übernachteten. Sicher eine Stunde fuhren wir unter Motor das Offentief (das heisst so!) hinein nach Wismar. Am Anlegesteg war ein kleines Restaurant auf dem Wasser, wo es superleckeren (ja, man gewöhnt sich auch an die Sprache 😉 Kuchen und Kaffee gab. Eine ehemals ostdeutsche Stadt, die sehr schön renoviert wurde mit wunderschönen Hausfronten, herzigen Bistros und Restauräntlis und einem schönen alten Hafen. Bei schönstem Wetter erkundeten wir die Stadt, machten eine Stadtrundfahrt und bestiegen eine Aussichtsplattform einer alten Ex-Kirche (die Werft links im Bild produziert(e) Aidas und keine Siriusse… und die Hafenkräne sind in Betrieb, keine Kunstobjekte).
Am Abend gab es nach dem Nachtessen (auf Tipp von einem Siriuskollegen von der Jeux d’Eau wählten wir das Oberdeck) noch einen Schlummertrunk in einem noch erhaltenen alten Brauhaus am Lohberg. Wir haben das dunkle, superfeine Mumme-Bier getrunken und dazu den feinen Brand aus ebendemselben Bier.
Leicht schwankend (natürlich von den Wellen) haben wir wunderbar geschlafen. Bei schönstem Sonnenschein, aber teils Flaute segelten wir mit Bordmusik auf den beiden Sitzen am Heck und unserer dritten Steuerperson zurück nach Neustadt.
Dort erwarteten wir Verena und Daniel, die uns vier Tage besuchten und den dritten Teil der Taufzeremonien über sich ergehen lassen durften. Ein Segeltörn mit souveräner Steuerfrau Verena am Ruder, welche trotz des aufkommenden Wochenend-Verkehrs in der Bucht voll den Überblick behielt, war am nächsten Tag angesagt.
Auch mit ihnen ergab sich die Gelegenheit, ein schönes Konzert im Herrenhaus auf dem Gutshof Hasselburg zu besuchen. Diesmal in memoriam von Andreas Beurmann, dem dieses Jahr verstorbenen Pächter und zusammen mit seiner Gattin Heikedine Körting, welche in Deutschland als Produzentin von Hörspielen landesweit bekannt die treibenden Kräfte hinter dieser Konzerttradition sind. Aber nicht unerwähnt lassen wir hier auch den Herrn Haase, welcher mit Leib und Seele das Konzertgeschehen im Griff hat und mit seinem Haushaltswaren-Geschäft in Neustadt wehmütige Erinnerungen an ebensolche gepflegte Zürcher Institutionen wie Ditting, Sequin-Dormann und andere.
Am Samstag, einem Flautentag-Ausflug nach Lübeck besuchten wir das eindrucksvolle und spannende Europäische Hansemuseum. Self-guided erfuhren wir Interessantes über die früheren Handelsgüter (Exportschlager: Bier, Wein und Schnaps!) und Schiffstraditionen im Norden Europas. Der kulturelle Teil dann zuerst beim Griechen im alten Hafen und dann beim Kutterrock-Konzert vor dem Klüvers!
Dass unsere Gäste den doch nicht so kurzen «Umweg» nach Neustadt gemacht haben, uns in unseren neuen Teil-Heimat die Ehre gegeben haben und auch das Boot in allen Details ausführlich gewürdigt haben, hat uns riesig gefreut. Wir freuen uns natürlich auch in den nächsten Jahren über immer willkommenen Besuch (nächstes Jahr ergeben sich wohl Gelegenheiten dazu in Dänemark, Schweden und Südnorwegen)!
In der dritten Woche segelten wir noch etwas in der Bucht herum und machten den kurzen Schlag nach Niendorf. In einem kleinen Hafen des Niendorfer Yacht-Clubs legten wir an und meldeten uns bei der auch nicht mehr ganz jungen Hafenmeisterin an. Herzlich wurden wir auch hier willkommen geheissen, die Schweizerflagge am Hafenflaggenmast gehisst und die Brötchenbestellung für den nächsten Morgen entgegengenommen – super Service!
Niendorf ist ein kleines, putziges Örtchen mit ausgezeichnetem Fischrestaurant (wir besuchten die Fischkiste) und strapazierten den Schrittzähler von Agnes bei einer schönen Hafenpromenade bis zum Timmendorfer Strand, wo wir natürlich im Café «Wichtig» einkehrten.
Mitte Woche und bei schönstem Wetter veranstaltete die Sirius-Werft einen Betriebsausflug mit den am Steg vorhandenen und von ihren jeweiligen Eigenerinnen und Eignern zur Verfügung gestellten 35er- und 40er-Siriussen. Wir segelten mit unserer Matariki in der Lübecker Bucht bei Leichtwind in Formation, d.h. 10 Boote auf parallelem Kurs und über Funk vom Chef häufiger angewiesen, immer überlappend zu fahren, damit der eigens engagierte Photograph schöne Photos für den neuen Prospekt schiessen konnte. Über Mittag legten die 10 Boote im Päckchen vor der Küste in Pelzerhaken an und es wurde ein leckeres Büffet mit wunderbaren Salaten und Häppchen sowie Kuchen aufgebaut. Die Jungen genossen ein Bad in der Ostsee – für sie war es superwarmes Wasser (19 Grad, für uns a…kalt). Die nicht-mehr so Jungen von der Werft und die mitfahrenden Eignerinnen, Eigner und Gäste unterhielten sich prächtig. So konnten wir erstmals auch die mehrmals auf dem Wasser und per Mail kontaktierte Crew von der 35er Sirius Belle Vue, welche als Nummer 31 das Licht der Welt kurz nach Matariki erblickt hat, kennenlernen. Gut gestärkt dann ein zweites Mal überlappendes Segeln in Formation.
Donnerstag und Freitagmorgen noch in Neustadt mit Aufräumen und Putzen (es gibt immer etwas zum Putzen), Motorreperaturen, Veloausflug, Fischessen und genussvolles Sein auf dem Boot. Die Zeit auf dem Wasser in Neustadt geht langsam zu Ende, wir haben die Zeit, umgeben von Siriussen und deren Crews sowie den Leuten von der Werft gut nutzen können, viele Tipps und Erfahrungen ausgetauscht und können nächstes Jahr damit wohl gut in weitere Abenteuer starten – getreu unserem Motto: «Mot okända hav».
Also heisst es wieder einmal Abschiednehmen von unserer Matariki und Heimfahrt mit Zwischenhalt in Weimar und Besuch im Fabrikladen von Kahla (wo ein Grossteil unseres Geschirrs herkommt) wieder nach Mettmenstetten.
0 Kommentare