So beginnt das erste SMS, welches wir nach der Überfahrt von der Poema erhalten.
Aber der Reihe nach. Mit Hilfe der neuen Spielzeuge hat der Skipper die Überfahrt von der Westküste Schwedens nach Norwegen minutiös ausgekundschaftet – «departure planning» nennt sich das heute. Verschiedene Optionen können anhand aktueller Wetterdaten im Trockenen ausprobiert und feingetunt werden. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Freitag ein interessantes Wetterfenster abgab: Keine Stürme in Sicht, Wellengang normal und die Windrichtung mal nicht von Westen (also gegenan) und auch höchstens eine etwas grössere Regenfront in der Nacht.
Also soll am Freitagmorgen gegen Mittag gestartet werden, damit wir nicht gerade in der Nacht (die hier zu dieser Jahreszeit ja nicht wirklich eine dunkle Nacht ist) in Arendal ankommen (nebst Arendal standen auch noch weitere Häfen zur Auswahl, aber das war mal Plan A).
Zuerst musste aber sichergestellt werden, dass für die lange Überfahrt (wir rechnen mit rund 20 Stunden, je nach Wind und Welle) der Autopilot nun wieder tapfer den Kurs hält – wer will schon bei allfälligem Regen dauernd draussen stehen? Telefon mit Vindö Marin und kurzer Chat mit Urs von der Sirius Werft ergaben, dass der Autopilot-Antrieb bei uns auf den Namen «Linearantrieb Typ 2» hört – alle Einstellungen werden bei den Raymarine-Updates des Autopiloten einfach gelöscht. Also die Einrichtungsprozedur im Hafen erneut (zum etwa vierten Mal) durchgeführt.
Während einem letzten Gang zum feinen Brotbäcker in Lysekil fertigt Agnes einen Reissalat für die Überfahrt an.
Dann wie geplant Abfahrt am Freitagmorgen um ca. 12 Uhr und siehe da, der Autopilot arbeitet wie gewohnt und hält brav den Kurs. Also Plan B und C vorläufig begraben, Segel auf und ab geht es in Rauschefahrt nach Arendal.
Als wir uns so einfach Richtung Westen losmachen, kommen noch einige Messages mit Hinweisen zum Wetter oder Bemerkungen wie «seid ihr nicht etwas weit draussen auf dem grossen weiten Meer» und «ihr seid ja mutig … ihr kommt erst bei Dunkelheit in Norwegen an» etc. Schon schön, wie man auch aus der Ferne umsorgt wird – moderne Technik (AIS und Marinetraffic) machen es möglich. Also an alle: Danke für das Mitfühlen und Mitfiebern, der Schlag nach Arendal ist nach Plan aufgegangen!
Die Regenfront zeigte zwar in der Ferne einige dunkle Szenen, aber nur 10 Tropfen Regen haben uns schliesslich erreicht, obwohl wir zuvor natürlich ganz brav kurz gerefft und uns für Nass vorbereitet haben. Drei Dinge liefen allerdings nicht ganz nach den Vorabklärungen: Nach 2/5 des Wegs (und den Regentropfen) war plötzlich Flaute. Kein Wind, also zuerst etwas Dümpeln und auf bessere Zeiten hoffen, dann allerlei Segeltechniken und -tricks ausprobieren, aber zuletzt haben wir dann den Flautenschieber angemacht. Es wurde in der «Nacht» nie richtig dunkel, nur Sirius und Mond waren am Nachthimmel auf Backbord zu sehen. Auf Steuerbordseite gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang, roten Abend- und Nachthimmel und am Samstagmorgen dann einen klasse Sonnenaufgang um etwa 4.20 Uhr.
Abweichung Nummer zwei: Plötzlich war das nachtfeuchte Deck und die Fenster voller kleiner Fliegen?! Hat sich dann einiges später von selbst erledigt…
Und Abweichung Nummer drei: Ca. 20 nm vor dem Festland nach strahlendem Sonnenschein sehen wir plötzlich eine Wand von dichtem Nebel! Zuerst sieht es nach «weit weg» aus, aber wir sind zack mittendrin. Nach etwas bangem Warten (so wollen wir doch nicht in die norwegischen Schären einlaufen) lichtet sich der Nebel und wir können nochmals 1 1/2 Stunden bei schönstem Wind und Wetter unter Segel nach Arendal einlaufen. Sonst aber kaum Schiffsverkehr, nur einmal ein Mayday mit MOB weit oben an der Küste, das aber kurz darauf beendet wurde. Mit etwas Musik, Hörbuch und kurzen Schläfchen haben wir die Wachen gut überstanden und punktgenau die beiden Leuchttürme am Eingang gefunden. Insgesamt waren wir 19 Stunden unterwegs und haben 90 Seemeilen geschafft.
Nach einer kleine Runde im Hafen Arendal Tyholmen haben wir einen schönen Längsanliegeplatz gefunden, von dem gerade ein Frühaufsteher ausgelaufen ist (der innere Hafen erschien uns zu lärmgefährdet an einem Samstag 🙂 Nach dem üblichen Anmeldeprozedere am Automaten gibt es einen ausgiebigen Zmorgen mit Eiern und allem drum und dran!
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