Wir schleichen uns an

2. Juni 2022 | 4 Kommentare

Nordwind! Wir nutzen die günstigen Winde und rauschen mit 6 bis (gesurften) 8.4 Knoten gen Süden. Erinnerungen an unsere erste Fahrt in 2017 in die Gegenrichtung von Neustadt nach Schweden kommen auf. Wir besuchen erneut Varberg mit dem schönen Kaltbadehaus am Hafen. Auch hier herrscht noch etwas der Winterschlaf. Allerdings ein Novum: Die Frauentoilette wird noch renoviert (bis Mitte Juni) und daher werden alle gebeten, sich mit „der gebotenen Rücksichtsnahme“ in der schon renovierten Männertoilette und -dusche zu reinigen etc. Ein schwedisches Segelschiff kommt noch am Abend an, es hat in einem Tag die Strecke von Smögen bis Varberg in einem Run hingelegt, keine schlechte Leistung.

Varberg bietet weisse Pneus als Fender.

Ob der wohl die Matariki hält?

Kaltbadehaus

Am Sonntag dann weiter nach Süden, wo wir zum ersten Mal Falkenberg heimsuchen. Der Stadthafen ist noch verlassen und wir nächtigen in sehr industrieller Umgebung. Ein Stadtbummel in die Gamla Stan führt uns noch zu einem guten indischen Restaurant, bevor wir in Ruhe einsam am Steg einschlafen.

Urban harbour

Das nächste Deja-vu (obwohl wir uns beide nicht mehr konkret an den Hafen erinnern) haben wir am Montag in Torekov. Ein schnuckeliger Hafen, der nach uns gleich von mehreren norwegischen Seglern zugeparkt wird. Die schöne(n) Geschichte(n) von Torekov (war es Thor oder die dänische Prinzessin Thora?) wird hier zelebriert und viele Häuser sind schmuck restauriert. Der Hafenmeister kam vor 10 Jahren als Lehrer aus Österreich mal für ein Sabbatical hierher und ist dann (cherchez la …) hier hängengeblieben.

Die dänische Prinzessin (leider ertrunken und von einem blinden Fischer gefunden).

Namensvetterin

Falls die Dänen (oder so) kommen.

Aber wir wollen ja weiter und ja, endlich nach Dänemark. Also wird am Dienstag Gilleleje angelaufen, nachdem wir auf dem kleinen Belt den immer noch regen Frachterverkehr sicher umfahren haben (AIS sei Dank). Dort gestaltet sich die Einfahrt schon interessant. Es gibt einen Hafen, der laut Beschreibungen „im Sommer“ für Gastlieger leergeräumt wird. Noch ist aber offensichtlich nicht Sommer und trotz den Befürchtungen der Skipperin wird am letzten freien und knappen Platz im Innenhafen festgemacht. Sonst ist überall noch ein Gewusel von Fischer- und ???-booten, welche in bis zu Fünferpäckchen da liegen – wir wundern uns, wo die denn im Sommer hin verfrachtet werden. Auf dem Trockenen werden einige grössere Motoboot-Teile (Heimathafen Tuborg 🙂 für den Sommer bereit gemacht. Immerhin sind schon einige Fischrestaurants, Läden und sogar eine Bäckerei (wir lieben das dänische Roggenbrot) offen – allerdings wird hier meist schon um 17 Uhr Feierabend gemacht. Die Rotzunge aus dem Fischmarkt wird im Ofen gegart und schmeckt ausgezeichnet – wir geniessen die schöne Abendstimmung im Hafen.

Noch nicht geräumt

Eine Stunde vor Sonnenuntergang

Am Mittwoch wird dann sauber aus der Parklücke abgelegt und kurz darauf folgt der Schreck: Bei der knapp 15 Meter breiten Ausfahrt liegt statt des einen grösseren Fischerbootes (wie am Vortag) nun ein zweiter dicker Pott dort und wir kommen mit unseren 3.6 Metern gearde so knapp dazwischen hinaus.

Knusprige Ausfahrt in Gilleleje

Leider hat sich der Wind wieder verabschiedet und wir tuckern nun die Nordküste von Seeland entlang nach Odde. Viel Sandstrand und Häuschen am hohen, aber langsam erodierenden Ufer. Wir machen an der Nordsostspitze von Seeland in Odde fest und beschliessen angesichts der eher grauen Wettervorhersage, am Donnerstag einen Hafentag einzulegen.

Es gibt ja immer was zu tun auf einem Schiff: So wird die Heizung nochmals gecheckt und statt vor allem in der Backskiste wird nun auch im Salon und den Kojen ordentlich warme Luft reingeblasen – der Schlauch war nicht mehr gut befestigt – der Skipper tauchte  in die Backskiste und hat es repariert. Am Lazybag hatte sich eine Naht gelöst – die Crew hat im Duett auf dem Salon gestanden und das wieder zugenäht. Die Festmacher-Leinen werden ordentlich aufgeschossen und in der Backskiste beschriftet, Ölstand und Bilge geprüft, Staufächer werden kontrolliert und nach Inhalt beschriftet, etc..

Für Technikinteressierte: Wir nutzen im Hafen nach Möglichkeit das angebotene WLAN (in Schweden  kaum mehr verfügbar, da haben wohl alle genug Gigabytes). Die am Achterstag befestigte Ubiquiti-Bullet-Antenne empfängt auch schwache Signale und leitet sie an das bordeigene Netz weiter (ist aber manchmal etwas fummelig und nur mit Gebrauch von Kraftausdrücken einzurichten :-). Sonst nutzen wir im Archer-MR600-Router eine Prepaid-Surf-Karte von Comviq oder der deutschen Telekom – mit diesen Mitteln kann man dank Zattoo etc. bei Bedarf auch Sendungen aus der Schweiz oder aufgenommene Filme an Bord schauen oder wieder mal einige Apps aktualisieren.

Auch der Pensionierungs-Scooter bewährt sich ein erstes Mal: Der Weg zu den Waschanlagen ist doch etwas lang aber mit dem „E“ rasch bewältigt 🙂 und er taugt auch für den Einkauf im lokalen Lebensmittelladen. Die dänischen Supermärkte erscheinen uns sehr gut sortiert – teilweise sind sie gourmetmässig ausgestattet. Dass auch im Fischladen gleich noch der passende Wein dazu verkauft wird, ist gegenüber dem Systembolaget-Schweden schon eine kulinarische Erleichterung. Auch die Bäckereien muten schon fast wie französische Konditoreien an: Neben Brot und den üblichen Süssigkeiten (aka „Dänisch Plunder“) gibt es sehr schön anzuschauende Torten und Törtchen. Leider ist die Fischräucherei (Fiskerøgeriet Sjællands Odde) noch geschlossen – macht erst am Mittsommer wieder auf. Auch das von Arne Jacobsen erbaute Rundhaus ist schon ziemlich zugewachsen. Am Donnerstag sind wir wieder die einzigen Gäste im Hafen und geniessen ein frühen Znacht im italienischen (mit spanischer Bedienung) Hafenrestaurant Noova.

Einsamer Gast


In Fahrt

Immer wieder schön

 

Es war einmal…

 

Design: Arne Jacobsen

 

Bruschetta im Noova

 

Alt und neu

 

Geplanter Start in Vindö

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4 Kommentare

  1. Hartmut

    Laut AIS wart ihr in Falkenberg am selben Platz wie wir damals.

    • thomas@sy-matariki.ch

      Scheint der Platz für Schweizer Boote zu sein.
      Laut AIS haben wir aber auch auf dem offenen Meer übernachtet.

  2. Klaus

    Hallo ihr beiden
    Da ist ja schon einiges bei euch gelaufen! Scheint, dass ihr nun ja gut segeln könnt. Wir wünschen euch weiterhin tolle Tage im Norden. K&S

  3. Yvonne

    Hallo ihr beiden
    Nehme an Agnes hat bei der engen Hafenausfahrt die Augen zu gemacht. Nach dem Motto:
    Augen zu und durch.