Am Sonntag geht es los – Agnes spendiert der Nike-Crew noch eine Pfanne Rührei und wir verabschieden uns Richtung Westen. Als Ziel haben wir uns Stubbekøbing ausgesucht, aber der Wind und die Strömung (teilweise 1.5 Knoten in unsere Richtung!) waren zu gut und wir sind nach Klintholm weitergesegelt. Auf dem Weg dahin passieren wir erfolgreich die wohl für längere Zeit letzten Brücken. Die Ausfahrt aus dem Grønsund erfolgt in einem engen Kanal, da überall Untiefen lauern. Dann entlang der Südküste der Insel Møn Richtung Klintholm, welches wir nach gut 7,5 Stunden schnellsegeln erreichen.




SOG = Speed over ground
Der Hafen in Klintholm ist zwar gross aber auch ziemlich voll – für viele Segler aus Deutschland ist das hier Zwischenstation in Richtung Kopenhagen, Bornholm oder Schweden. Im Hafenkontor entrichtet man seinen Obulus und bekommt dafür den Kleber für die Reling, den Code für die sanitären Anlagen und die Zugangsdaten für das Hafen-Wifi. Die Matariki hat eine spezielle Wlan-Antenne, mit welcher man auch weiter entfernte Wifi-Stationen erreicht und einen Router, mit welchem das Netz dann an die Grätli an Bord weitergegeben werden. Es ist erstaunlich, wieviele Netzwerke sich in so einem Seglerhafen befinden. Immerhin spart uns ein solcher Zugang wertvolle Mega- oder sogar Gigabytes, die wir sonst von einer der Prepaid-Accounts beziehen müssen (den schwedischen Zugang zu 100 Gigabyte für 30 Tage gibt es zur Zeit für rund 35 Franken). Aus Versehen hat uns die neue GoPro-Kamera kürzlich mehrer GB runtergesaugt bzw. ihre Filme ins Netz hochgeladen…


Am Montag verlassen wir die dänischen Hoheitsgewässer fürs Erste und es geht weiter Richtung Schweden. Pünktlich um 9 Uhr prasselt ein kurzer Starkregen über den Hafen – alles frisch geduscht… Dann aber klart es auf, trocknet ab und wir machen uns auf den Weg. Wir fahren kurze Zeit entlang von Møns Klint, der berühmten dänischen Steilküste, fällt dank sporadischem Sonnenschein abwechslungsreich aus. Danach passieren bzw. umfahren wir ein riesiges Feld von Windkraftwerken, das sogenannte Kriegers Flak. welches seit Juni 2021 mit 72 Turbinen rund 600 Megawatt Strom erzeugt.


Wir erreichen Smygehamn, den südlichsten Hafen von Schweden mit wiederum gutem Wind nach etzwas mehr als 7 Stunden. Der zur Region Skåne (Schonen) gehörende Ort ist offenbar eine Touristenattraktion, es gibt einiges an entsprechender Infrastruktur. Aber der Hafen scheint noch nicht richtig in Betrieb, wir haben mit etwas Glück einem Mitglied des Segelklubs den Obulus abliefern können, aber die Anlagen waren es eigentlich nicht wert 🙁
Dafür haben wir etwas in der Kunstausstellung rumgestöbert, Installationen bewundert, dem Meer in Verstärkung gelauscht und den südlichsten Leuchtturm, das Smygehuk Fyr mit seinen 17 Metern bestiegen. Grösster Nachteil des Hafens: Es stinkt manchmal ziemlich vom Schlamm, der nebenan am Ufer liegt.

Ein „Ohrrohr“ für das Meeresrauschen





Am Dienstag geht es weiter ostwärts nach Ystad – ja, dort wo Kurt Wallander seine Fälle löst 🙂 Der Ort ist auch eine beliebte Zwischenstation für Segler auf dem Weg in Richtung Ostküste – wir finden aber sogar noch einen bequemen Platz längsseits. Auch die Bellatrix (ein Boot, welches wir seit Vejrø immer wieder sehen) ist hier und wir erfahren, dass auf unserem weiteren Weg ein Schiessgebiet liegt, welches wir umfahren müssen. Statt der üblichen 12 Kilometer ist es aber auf 5 Kilometer begrenzt – das gibt keinen grossen Umweg (wir hören dann später, wie immer mal wieder über Funk Schiffe angerufen werden, welche sich nicht an den Abstand halten, später knattert es auch ganz beträchtlich an der Küste).






Am Mittwoch dann ein kurzer Schlag (unbehelligt von Schüssen) von Ystad nach Kåseberga, wo wir am Abend, wenn die Bustouristen weg sind, die berühmte Schiffssetzung Ales Stenar besichtigen wollen (Danke für den Tipp, Cachanieros 🙂 In der Tat ein schnuckeliger Hafen, der tagsüber zwar von Bussen und Touristen heimgesucht wird, aber am Abend wohltuend ruhig wird.




Am Donnerstag geht es dann nochmals nach Dänemark, genauer gesagt nach Bornholm. Wir kämpfen uns erfolgreich durch das vielbefahrene Verkehrstrennungsgebiet, das wir mit gutem Wind und fast, wie vorgeschrieben, im 90 Grad-Winkel queren. Vom Stegnachbarn in Kåseberga haben wir erfahren, dass irgendein Ereignis im ersten Hafen, Allinge, stattfindet und wahrscheinlich voll ist. Als wir vorbeifahren, sieht der Ort wie eine riesige Festhütte aus. Wir erfahren später, dass hier von Donnerstag bis Sonntag der dänische Folkemødet (eine Art informelle Bürgerversammlung) stattfindet, zu welchem 60‘000 Besucher erwartet werden. Also weiter nach Gudhjem, wo uns ein frecher Däne mit extra Motorschub den letzten Platz im ruhigen Südhafen wegschnappt. Wir legen also im kleinen Nordhafen an, welcher mit unangenehmen Schwell aufwartet. Die einzigen Gastlieger, ein nettes deutsches Ehepaar helfen uns beim Anlegen. In der Nacht ist es ruhiger – wir schlafen gut.


Am Freitag versuchen wir mit dem öffentlichen Bus nach Rønne zu fahren – die Nordtour fällt flach, da die Busse mit den Besuchern des Folkemødet übervoll sind. Da die App für die Fahrscheine nicht funktioniert, nimmt uns die Busfahrerin umsonst mit. Wir nehmen den direkten Bus auf die andere Seite der Insel und erkunden das für seine Keramikkultur bekannte Städtchen. Wohl auch wegen dem Event auf der anderen Seite ist es hier sehr ruhig.





Am Freitagabend parkieren wir Matariki in den Südhafen um, dort ist kein Schwell zu spüren, dafür mehr Hafenkino. Wir liegen in Nachbarschaft zum Zweimaster “Tres Hombres“ – auf der Poema durften wir schon mal vom ausgezeichneten Rum dieses “Unternehmens“ profitieren.

Den sonnigen Samstag verbringen wir in Gudhjem mit Lädele, Einkaufen, Spazieren und einem Nachmittagsimbiss in der Fischräucherei.




Ihr seid aber schon weit!!! Wir freuen uns riesig auf tolle Inselwelten weiter nördlich.