Seit Utö ist klar: Aus Stockholm und dem Mälarensee kommen viele Boote in die äusseren Schären. Aber typisch Schweden: Es gibt immer noch einen Platz für noch ein Boot. Auch bei unserem Samstagstörn nach Grenskär fahren wir in eine gut besuchte Bucht, die sich bis am Abend immer weiter füllt – wir zählen 30+ Boote.. Der Dinghy- und SUP-Verkehr ist gross (Gassitransport, Trockenklo-Visite, Spaziergang); ein lautes Partyboot wird spät nachts ermahnt, Ruhe zu geben.
Für Sonntag ist das glamouröse Sandhamn im Visier. Am Freitagmorgen war auf Dockspot noch ein (1) Platz frei, der flugs reserviert wurde (Platz #22). Eine schöne Fahrt von der gut gefüllten Bucht in den noch volleren Hafen. Natürlich war #22 belegt, aber die Hafenjungen haben uns den Platz nebenan gegeben (22 war ein Motorboot, das mehrere Nächte dort blieb und so nicht umparkieren musste – der Skipper hat sich später mit guten Tipps für uns revanchiert). Am Nachmittag live Rockmusik aus den 70- und 80ern, die Shoppingmeile ist moderat, das Glace aber auch fein. Glücklicherweise machte auch Viveca Sten Urlaub, wir wurden mit keinerlei Morden konfrontiert… Die sandige Insel war uns auch einen Spaziergang an die Sandstrände im Süden wert, wo auch ehemaligen Arbeiter-Sommerhäuschen mit ursprünglich 39 Quadratmetern Grundfläche gebaut wurden. Die Häuschen sind mittlerweile etwas “gewachsen“ und teilweise modernisiert worden. Zum Abendessen werden wir von Regina und Enno, die dort ihren 35. Hochzeitstag feiern konnten, ins noble Seglarhotellet eingeladen – wirklich eine gute Adresse, sogar die Köttbullar kamen edel daher. Am Montagmorgen wurde auch die gelobte Bäckerei auf Herz und Nieren geprüft (am Montagmorgen ergatterte Enno 20 Minuten nach Öffnung noch drei Croissants) – sie kommt nicht an Nynäshamn und schon gar nicht an Utö heran.
Am Montag rasen wir mit gutem Rückenwind in die vor Wind und Wetter gut geschützte Bucht Krokholmen. Der Wetterbericht sagt etwas mehr Wind und kräftige Regenschauer für die Nacht an. Nur eine (schwedische) Yacht liegt dort vor Anker. In Krokholmen hat der Seglerverein VBS einen Steg und Felsaugen eingerichtet, den Gäste laut Schwedenführer aber benützen dürfen. Weit gefehlt: Alle zwei Meter prangt dort ein Schildchen, dass das Anlegen nur für Mitglieder sei, und ein kleines Gebiet (mitten im Naturreservat!) ist sogar eingehagt. Da niemand am grossen Steg liegt, schmeissen wir den Heckanker rein und legen trotzdem dort an. Nach einer kurzen Weile trauen sich auch die Schweden an den Steg und zeigen im Gespräch dann sich sehr erstaunt über diese “aggressive“ Art ihrer Landsleute, Gäste abzuweisen – in ihrem Segelklubhafen seien Gäste immer willkommen. Später kommen mehrere Boote in die Bucht und kehren abder wieder um, als sie die Schilder gesehen haben, zwei weitere legen sich an unmarkierte Felsen. Ein Boot mit VBS-Stander kommt dann tatsächlich an einen “reservierten“ Felsen, aber wir werden weder angesprochen noch weggewiesen und wettern die regenreiche Nacht dort erfolgreich ab. Enno – unser Spezialist für Schwimmerfahrungen im Meer – meinte am Vorabend, hier rieche das Wasser etwas abgestanden, nach dem Regen ist aber wieder alles paletti und der Morgenschwumm erfreulich.
Am Dienstag müssen wir Regina und Enno in Edö „abgeben“, wo sie anschliessend noch eine Woche Ferien an Land bei Schweizer Gastgebern machen. Da alle Gäste von dort das Abendessen im Bryggan in Nässlingen geniessen werden, fahren wir mit Umweg an Ingmarsö und Edö gleich dorthin. Enno steht am Steuer und meistert auch den Kreuzkurs mit sage und schreibe 52 Wenden nach kurzer Eingewöhnung souverän. Wir winken den saunierenden Gästen auf Edö kurz zu und dann nehmen wir Kurs auf Nässlingen, wo wir längsseits anlegen (damit auch dieses Anlegemanöver noch demonstriert werden konnte :-). Ein Rundgang auf der Insel ergibt, dass die wohl einst schmucke Hotelanlage mittlerweile am Verrotten ist. Wir erfahren später, dass der Besitzer wegen irgendwelcher Probleme kurzerhand alles stillgelegt hat – von der im Schwedenführer erwähnten “gepflegten, exklusiven“ Parkanlage ist nicht mehr viel übrig. Das letzte Abendessen mit Regina und Enno und ihren neuen Gastgebern im Bryggan war trotzdem gut, die Gästeschar fröhlich und wir haben uns bei Sonnenuntergang nach schönen und abwechslungsreichen Tagen von unserer Crew verabschiedet.
Am Mittwoch geht es für uns wieder zu zweit weiter Richtung Osten nach Furusund. Leider vorwiegend Wind aus Nordost, so dass wir die Strecke in einem gut genutzten Fahrwasser mit kurzen Segelversuchen und vorwiegend unter Motor zurücklegen. Die Inseln (Yxlan und Blidö) entlang dieser Route sind landwärts dicht bebaut, Autofähren verbinden die kurzen Strecken zwischen den lang gezogenen Inseln. Die Nähe zu Stockholm macht sich hier gut bemerkbar, die “Sommerhäuschen“ sind wie auch die Segel- und Motorboote davor etwas grösser als sonst. Im Gästehafen Furusund werden wir freundlich empfangen und nutzen die Gelegenheit, etwas Wäsche zu waschen. Ein kurzer Rundgang offenbart interessante Sehenswürdigkeiten: Die älteste (1463) Kompassrose Skandinaviens und ein heute leider durch Bäume verstellter Telegrafenapparat, der dazumals sogar für die Kommunikation bis nach Stockholm genutzt werden konnte. Neben vielen anderen waren hier früher auch Astrid Lindgren und August Strindberg zu Gast. Imposant auch die vorbeifahrenden Fährenkolosse, welche glücklicherweise so langsam fahren müssen, dass uns keine grossen Wellen schütteln.
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