Am Donnerstag geht es bei 17° C nochmals nordwärts in eine gut geschützte Bucht des grossen Arholma Naturschutzgebietes nach Österhamn. Der schöne und breite Felsplatz ist bereits dicht belegt und auch im Ankergebiet schwojen so einige Yachten umher. Wir finden ein Plätzchen und haben am Nachmittag immer mal wieder Ankerplatz-Kino 🙂 Das Gebiet hier ist ein idealer Zwischenstopp abseits des Fährenfahrwassers sowohl nach Norden, wo die Schären seltener werden und natürlich nach Osten Richtung Finnland.
Und so geht es am Freitag auch für uns nochmals nordostwärts nach Mariehamn auf Åland wo wir den grossen ÅSS Gästehafen auf der Westseite von Mariehamn ansteuern. Die Fahrt bei immerhin schon 18° C und Sonnenschein legen wir mit gutem Nordwind schneller als gedacht mit einer etwas schrägen Fahrt mit Gross und Genua hin. Neben zwei Fähren motoren wir vorbei am imposanten Viermaster Pommern in Richtung Gästehafen, wo wir reichlich Platz vorfinden und in der ruhigen hinteren Ecke die Heckboje fassen und entspannt anlegen können. Als Erstes wird die richtige Gastlandflagge gekauft und gehisst. Die Ålands sind die (noch?) letzte entmilitarisierte Zone, gehören politisch zu Finnland und sind aber in vielen Belangen autonom. Schwedisch ist die offizielle Sprache hier, so kommen wir meist gut zurecht – das von vielen Stegnachbarn gesprochene Finnisch verstehen wir leider gar nicht. Landeswährung ist der Euro, SEK werden auch akzeptiert, Kartenzahlung ist aber auch hier der Standard. Die grösste Umstellung für uns ist, dass hier eine andere Zeitzone gilt, wir haben eine Stunde verloren – die wir aber bald wieder zurückgewinnen werden. Im Hafen entdecken wir eine Sirius 35DS, die etwas ramponiert aussehende Layla II of Hamble – die Layla I hatte wirklich Pech. Colin, der Skipper, wollte zwar mit uns parlieren, war aber kaum an Bord, da er Crewwechsel hatte und an einem Event des ICCY teilnahm. Wir machten einen Stadtbummel in Mariehamn, genossen Tapas und natürlich ein Eis. Wir inspizierten den grossen, aber weniger charmanten Osthafen. Das Rockkonzert in der Stadt heute abend lassen wir aus.
Wenn wir schon mal hier sind 🙂 nutzen wir die Gelegenheit, Åland auch auf dem Land zu erkunden. Wir mieten am Samstag morgen ein Auto direkt am Gästehafen (68€ für 24 Stunden) und fahren zu West-, Nord, und fast Ostspitze, soweit die Strassen (ohne Fähren) uns erlauben. Die Insel ist relativ dicht bebaut, Landwirtschaft herrscht vor. Wir fahren zum schönen Hafen von Käringsund und besuchen eine Kunstausstellung im Post- & Tullhusim nahen Eckerö. Ein kurzer Abstecher wegen unserer anderen Leidenschaft führt uns zur (noch geschlossenen) Curlinghalle in Eckerö 🙂 Danach geht es Richtung Norden zu Lolo‘s Seaside Café, wo wir den Ålandspannkaka in der Saffranversion geniessen (leider kein Foto – der war so schnell weg 🙂 Wieder Richtung Südosten machen wir einen kurzen Stopp bei der Stallhagen Brauerei, deren feines Bier wir am Vortag genossen haben. Das Bistro ist noch zu, also geht es weiter zur Ruine der ehemaligen Festung Bomarsund und zum Kastellholm Slott, das wir nur von aussen besichtigen. Das nahegelegene und vielgelobte Restaurant Smakbyn hat für uns noch ein Plätzchen und so geniessen wir dort ein frühes Nachtessen, bevor es mit einem Proviantstopp wieder zurück nach Mariehamn geht.
Den Sonntag nutzen wir zum Ausschlafen und besuchen dann das SALT – Ausstellung und Shop von Ålands KunsthandwerkerInnen – im Osten der Stadt. Gleich daneben eine alte Schiffswerft, in welcher weiterhin Replikas alter Schiffe gebaut werden. Seit 2018 entsteht hier z.B. der Zweimaster Emelia, welche 2,3 Mio € kosten soll und 2025 zu Wasser gelassen werden soll. Auf dem Weg über den Berg entdecken wir eine für uns neue Sportart: DiscGolf – was es nicht alles gibt. Der Skipper ersteht noch einen Hafenführer mit den 50 schönsten Häfen der Ålands – ein Zeichen, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren… An diesem Abend studieren wir auch die “Regeln“ des Gästehafens etwas genauer: Dort wird u.a. auch festgehalten, dass “man“ die Nationale (d.h. die Flagge hinten am Heck) zur Dämmerungszeit wegnimmt und erst am Morgen wieder montiert. Es sei aber eben so, dass die “Schweden“ dieses Ritual so gar nicht verstünden und erstaunt fragen, ob etwa der König gestorben sei, wenn die Nationale runterkommt 🙂 Da wir hierzu weitgehend schwedisch sozialisiert sind, lassen wir die Flagge auch in der kurzen Nacht meist draussen – aber heute machen wir es mal so, wie der Gastgeber das wünscht.
Am Montag stehen die (leichten) Winde wieder günstig für die Rückfahrt nach Schweden. Mit Gross und Code Zero (unser grosses Leichtwindsegel) erreichen wir wieder Arholma, wo wir diesmal in der Bucht von Långskär gut geschützt und den 1. August vor Anker abfeiern. Am Morgen dreht der Wind dann wieder auf Nord und der vormals ruhige Platz wird ganz schön schaukelig.
Also geht es bald auf nach Fejan, wo wir aufgrund eines Tipps unseres Stegnachbarn in Sandhamn für das Nachtessen reserviert haben. Die Insel Fejan war früher einmal eine Cholerastation, sehenswert das Arzthaus und das ehemalige Krankenhaus. Der Waldweg auf der Insel entpuppt sich wegen der feuchten Moorlandschaft zwar als reizvoll, aber das finden auch die Mücken… Das Nachtessen und der Service waren in der Tat sehr gut – das Restaurant tatsächlich ausgebucht.
Die Wetterprognosen sagen böigen und stärkere Winde voraus, am Freitag soll dann eine Front mit Regen vorbeiziehen (die im Momen die Poema in Westschweden abbekommt). Der Hafenführer hat nette Worte für Norrtälje übrig, also beschliessen wir am Mittwoch die Fahrt statt in die Aussenschären in Richtung „Sackgasse“ – wie ein aufmerksamer AIS-Beobachter uns bald mitteilt. Mit gutem Südwind ist die Strecke entlang des gut mit Sommerhäusern bestückten Fjords interessant und wir legen nicht im Innenhafen, wo noch ein Fest im Gange ist, sondern am unweit davon gelegenen Häfen vor dem Restaurant Piren am Gästesteg an. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung kriegt Thomas seinen neuen Haarschnitt – das schockierende daran war nur, dass der Coiffeur (der kein Englisch spricht) ihm ungefragt den günstigen Pensioniertentarif verrechnet. Am Donnerstag wird das Städtchen mit dem Velo erkundet, wir finden im zweiten Anlauf sogar einen Bootsladen. Wir brauchen zwar eigentlich (noch) nichts, aber vielleicht ist etwas gerade in Aktion? Die vorderen Festmacher sehen stellenweise langsam ramponiert aus, sollten aber wohl noch bis Ende Saison durchhalten. Zudem haben hier viele Boote einen neuen “Fleischerhaken“ (das Ding, mit dem man die Heckboje ergreift), welcher nicht so leicht wieder rausfallen kann – dafür muss man ihn aber auch wieder aktiv “entkoppeln“, was ein Handgriff mehr beim Lösen erfordert. Das Ding ist mit über 100 Franken aber dreimal so teuer wie unser Vorhandener – wir lassen es vorerst mal bleiben und begnügen uns mit einem Mückenmittel – für alle Fälle. Der nahegelegene ICA Flygfyren ist sehr gut bestückt – wir leisten uns wieder einmal ein paar Delikatessen für den morgigen Regentag. Der kommt dann am Freitag nach einem heiss-schwülen Vormittag auch pünktlich und es schüttet an und ab – was uns im Decksalon ja nicht allzu sehr stört 🙂
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