Bei schwachem Wind segeln wir nur einen kleinen Teil der 26 Seemeilen weiter nordwärts nach Lykelsøvågen. Statt, wie aufgrund der Seekarte geplant, zu ankern, finden wir einen kleinen Steg vor, welcher den Landzugang in der kleinen, von Naturfreunden bestens erschlossenen, Bucht einfach macht. Wir erklimmen den 40 Meter hohen Berg, bewundern den Sandstrand und es gibt sogar zwei Toiletten (kein Plumplsklo!) in einer kleinen Hütte. Drei norwegische Segelboote liegen am Steg, auf einem ein Paar, welches von der nahen Sommerhütte hierher kam, ein anderes, welches auf passenderes Wetter wartet, um zu den Shetlandinseln weiterzusegeln. Nachdem Felix und Niklaus von der Poema berichten, dass in Westschweden auf Käringon das Wasser mit 12° zu kalt zum Baden sei, messen wir auch und stellen fest, dass unser „nördlicheres“ Wasser mit 16° einiges wärmer ist. Obwohl damit das Wasser einiges wärmer als die Morgenluft ist, verzichten wir auf das Schwimmerlebnis ;-). Die Idylle wird am späteren Nachmittag leider durch einige Jugendliche gestört, welche sich offenbar einen Spass daraus macht, mit kleinen, aber lauten Motorbooten und noch lauteren Jetskis in die Bucht und wieder hinaus zu brausen. Am Abend beruhigt sich das aber wieder.



Auch der Dienstag glänzt trotz kräftiger Winde vor der Küste hier nicht mit mehr als 3 Knoten Wind, wir fahren weiter in den Hardangerfjord hinein nach Rosendal. Anders als 2019 scheint hier aber die Sonne und wir staunen ob der nahen Schnee- und Gletscherberge, die wir damals wegen der Wolken gar nicht so wahrgenommen haben. Ebenfalls anders als 2019 liegen wir hier nicht im Päckchen, sondern haben fast den ganzen Steg für uns; zur Enttäuschung einer Stalkerin machen wir ausserhalb der Webcam fest. Zum Nachtessen gibt es auch den erste Rüebli-Bordkuchen! Da der Wind weiterhin ausbleibt, bleiben wir auch am Mittwoch hier. Wir geniessen den sonnig-warmen Vormittag und spazieren an der Baroniet-Anlage vorbei zum eindrücklichen Wasserfall. Mit wenigen Abstrichen (der Sicht auf die Fjorde im Hintergrund) könnte die Landschaft hier gut in den Schweizer Bergen angesiedelt werden. Wir besuchen auch nochmals den von Bård Breivik und Rolf Karlsen eindrücklich gestalteten Steinpark, welcher die verschiedenen Steinarten von Westnorwegen in rohen und teilweise angeschliffenen Formenen präsentiert. Am Nachmittag zeugt dann ein kurzer Regenschauer vom angekündigten Wetterumschwung. Ein Norweger meint halb im Ernst, sie fürchten nun, dass die bisherigen sonnigen Wochen bereits ihr Sommer gewesen seien. Aber am Abend scheint wieder die Sonne und wir geniessen ausgezeichneten Fisch im nahegelegenen Restaurant Gjøa.













Donnerstag ist wieder Segeltag! Wir machen gute Fahrt und sind in knapp sechst Stunden in Osøyro, von den Norwegern kurz Os genannt (aber natürlich Uhs ausgesprochen). Wir machen wieder einmal einsam am langen Holzsteg mitten im kleinen Städtchen fest. Am nächsten Morgen werden wir auf schwyzerdütsch angesprochen – die Crew der „à plus“, einer Ovni 400, welche wie wir in der Vindö Marina überwintert hat, liegt seit einigen Tagen an einem etwas entfernteren Gästesteg. Sie haben von hier aus Ausflüge mit Bus und Fähre gemacht und warten auf günstige Winde, um zu den Lofoten zu segeln. Da man an ihrem Steg etwas ruhiger und vom Fährbetrieb weniger betroffen liegt, verholen wir nach einem kurzen Tankstopp auch dorthin. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass der immerhin 80cm hohe Tidenhub, also der Unterschied zwischen Ebbe und Flut, am Schwimmsteg nicht durch das Nachführen der Festmacherleinen ausgeglichen werden muss. Zwar liegen nun Dusche und Toilette etwas weit weg, dafür sind wir kulturell aufgewertet, denn das architektonisch interessante Kunst- und Kulturzentrum Oseana liegt nun direkt nebenan. Wir besuchen dort eine Bilderausstellung alter und junger norwegischer Künstler.





Nun meldet aber der Wetterbericht definitiv teils starken Regen und wir verzichten auf die geplante Ankerbuchte am Wochenende und bleiben wohl bis Montag hier. Das gibt Zeit, die angefangenen Bücher „Gebrauchsanweisung für Norwegen“ und „Geschichte einer grossen Liebe“ fertig zu lesen, staubzusaugen, das Salz vom Schiff runterzuputzen und die nächsten Pläne zu schmieden. Zum guten Glück entdecken wir noch einen Ableger der „Franske Bakeri“ in Os mit leckeren Croissants, Pain-au-Chocolat usw. – der Sonntagszmorge wird entsprechend aufgewertet.





Zudem haben wir Neuigkeiten mit unseren skandinavischen Segelfreunden Siriusli, Nele und Poema augetauscht. Leider hat die Siriusli ihren geplanten Start aus Schottland wegen Motorproblemen verschieben müssen und die Nele einen neuen, aber undichten Dieseltank zum Saisonstart vorgefunden. Wir hoffen mit Ihnen, dass die Probleme bald behoben werden können!
Auch Marinetraffic bietet immer mal wieder Einsichten: Am Freitagnachmittag ist eine Segelregatta „Seilmakeren Doublehanded 2025“ mit 28 Segelbooten in der Nähe von Bergen gestartet, welche von Askoy bis weit hinunter nach Ramsholmane (fast bei Haugesund) führte – die ersten sind bei einigen Windstärken die Nacht durchgesegelt und nach 15 Stunden am Ziel angekommen – Chapeau!
Wouw, sieht total interessant aus! Der Steingarten, die Kunstausstellung und euer Essen………mmmmhhhh.
Lg Barbara
Liebe Agnes und Thomas
Einmal mehr scheint eure interessante Reise begleitet von kulinarischen Erlebnissen und ihr scheint es sehr zu geniessen. Handwerkliche Fähigkeiten scheinen auch notwendig zu sein. Geniesst die weitere Reise und hoffentlich zahlreiche sonnige Tage und genügend Wind.
LG Walter und Jacqueline