Der östliche Wind frischt immer mehr auf, wir nehmen die Innenroute nach Süden. Die wenigen Segler haben höchstens einen minimalen Fetzen Tuch oben, die Böen gehen schon mal über 30 Knoten, dafür kaum Wellen, da es vom Festland her weht. Ein Tief über der Biskaya „saugt“ den Wind vom Hoch im Norden quer über Westschweden zur Biskaya. Das scheint noch bis Samstag so weiterzugehen, also legen wir in Klaedesholmen an. Ein Motorboot liegt längs, wir lassen die zwar gut erwischte aber mordsdreckige Mooringline wieder ins Wasser, da wir bei diesem Wind auch mit ihr fast quer zum Steg zu liegen kommen. Also auch längsseits. Der Hafenmeister kommt vorbei, wir entrichten unseren Obulus (230 SEK, natürlich per Karte).
Am Freitagmorgen sind wir bald allein, nur ein paar Badende wandern durch den Hafen ans nahe Felsufer.
Nun kommt uns die längsseitige Lage entgegen, da wir am Freitag zu Lottas Bak&Form radeln, um das sagenhafte Surdegsbrod zu kaufen. Die Super-Klappvelos sind schnell aus der Backskiste gehievt und eingerichtet.
Anschliessend geht es zuerst gegen den Wind über die Brücken ans Festland, d.h. nach Tjörn, das ja auch wieder „nur“ eine Insel ist. Nach einer kleinen Erfrischung mit Broten eingedeckt wieder zurück „mit dem Wind“, fast wie e-Bikes.
Wer uns kennt, weiss natürlich, dass auch das Nachtessen vorprogrammiert ist: Vor fünf Jahren waren wir das erste Mal hier (allerdings noch nicht auf eigenem Kiel) und haben das Salt&Sill immer wieder geniessen dürfen. Auch diesmal ein hervorragendes Nachtessen, der letze verfügbare Reservations-Termin war schon um 17.45 Uhr, die Tische weit auseinander und alles sehr C-konform.
Im Restaurant Kylen am Hafen abends eine Art „Party“ – allerdings alles mit Sitzen in Abstand und aufgrund der Musik und den Umständen vermuten wir eher, dass dies eine Art Gedenkfeier ist. Also noch kein „high life“.
Wir fassen den Entschluss, am Samstag die Schären den Schweden zu überlassen und selbst nach Schärhamn (na ja, Skärhamn, aber das Wortspiel war zu schön 🙂 ) zu radeln. Die 20 km sind auch ohne „e“ einfach zu bewältigen, alles Fahrradwege – aber eben, der Wind weht immer noch und natürlich immer von vorn, vor allem, wenn es „bergauf“ geht… Viele sind unterwegs, zu Fuss, mit Velo, mit Auto.
Skärhamn wie immer sehr belebt, der Gästehafen schon am Mittag pumpevoll. Shopping und Sightseeing, Baden und etwas Essen in den für einmal allen offenen Restaurants, Tapas-Bars und Bistrots ist am Wochenende sehr beliebt. Kaum ausländische (norwegische) Autos, ganz vereinzelt hört man Englisch. Wir geniessen den stärkenden Lunch für die Rückfahrt im Vatten, wie immer auch dies ein Genuss. Ganz ohne Einkäufe kommen auch wir nicht zurück, aber es reicht noch für die Gepäckträger.
Auf dem Rückweg ein Abstecher zum Nordviks Strand, wo die Amalia, ein schwedisches Sirius-Schwesterschiff liegt. Ein idyllisches Plätzchen für eine schöne Segelyacht!
Bei der Rückkehr am Samstagnachmittag im Gästehafen von Klädesholmen dann die Überraschung: Alles voll! Wir verstauen die Velos und prüfen, ob wir uns nun auch an eine Mooringleine legen sollen. Aber der Wind drückt eh‘ alle Boote weg und es hätte keines mehr neben unserem Platz. Das sieht auch der Hafenmeister so und lässt uns gewähren. Ein ankommendes Segelboot nehmen wir längsseits – deren Crew gab sich auch sehr erstaunt, dass hier jetzt schon soviel los sei. Später gibt es aber wieder Platz, einige Boote verlassen den Hafen auch schon wieder.
Also gibt es statt einem Ankertrunk nun ein Bike-Trünkli auf die mit kleinen Rädern und ohne Turbo bewätligte Strecke:
Der gemäss Wettervorhersage passende Plan ist, nach dem Wochenende weiter nach Süden zu segeln, vielleicht einige Naturhäfen aufzusuchen. Aber eben, das ist ein Plan…
Die Sache mit dem Naturhafen hat ja geklappt! Ich hoffe, das Wetter ist weiterhin gut? Lieben Gruss, Andi, jetzt in Bayern
Eure Segeltörns zu interpretieren obliegt mir als Greenhorn nicht. Zum Höhenprofil Eurer 20 km-Radtour (ohne e) kann ich aber anerkennend feststellen, dass offenbar auch Kleinvieh Mist macht. Wenn Ihr auf 20 km im mehr oder weniger flachen Gelände 600 Höhenmeter bestreitet, muss ich unsere mit der selben App gemessenen 1’400 Höhenmeter in den Schweizer Bergen (mit e) demütig in Relation stellen.